Internationaler Frauentag: „Be a Lady They Said“

Bis zur Gleichberechtigung muss noch einiges geschehen.

 

Wie nahezu jedes Thema geht der Frauentag dieses Jahr ein wenig im Corona-Wirbel unter. Verharmlost wird dieser Gedenktag allerdings schon seit Langem, indem man pflichtbewusst das Fernsehprogramm ein wenig anpasst, in jeder Zeitung mindestens einen Artikel dazu veröffentlicht und in Geschäften Sonderrabatte veranlasst. Frauen bekommen zudem Blumen geschenkt, was freundlich gemeint ist, doch den Frauentag mit dem Muttertag gleichsetzt. Dabei stehen die Tage historisch in Konkurrenz zueinander.

Der erste Frauentag vereinte Sozialistinnen und Bürgerliche

Der internationale Frauentag basiert auf einer Idee aus den USA, wo die Frauen der Sozialistischen Partei im Jahr 1909 einen Kampftag für das Wahlrecht der Frauen abhielten. Das Besondere: Bürgerliche Frauen schlossen sich an und gingen neben den Sozialistinnen auf die Straße. Der Erfolg inspirierte die Frauen in Europa, unter anderem die Deutsche Clara Zetkin, eine Weggefährtin Rosa Luxemburgs. Sie sorgte mit einigen anderen Sozialistinnen dafür, dass am 19. März 1911 erstmals ein Frauentag abgehalten wurde. Das geschah parallel in mehreren Staaten, auch in Österreich-Ungarn.

Dass man den Frauentag inzwischen am 8. März begeht, hat seinen Ursprung in Russland, weil am 8. März 1917 die Frauen in Petrograd streikten und zu Vorboten der Februarrevolution wurden. Aufgrund der Verbindung zum Sozialismus war der Frauentag im Nationalsozialismus verboten. Man konzentrierte sich auf das Bejubeln der Mütter. Von Rebellion oder politischen Anliegen konnte keine Rede mehr sein, denn indem der Tag von Männern eingeführt und zur Beweihräucherung der Mütter eingeführt wurde, nahm man allen feministischen Anliegen den Wind aus den Segeln. Genau deshalb sind die Blumengaben am Frauentag bis heute falsch. Frauen sollen gehört werden, nicht beschenkt.

„Tu das, und tu das nicht!“

Die kleinen Gaben passen ins Bild. Ein vor etwa zwei Wochen weit verbreitetes Video zeigt dies ganz gut: Be a Lady They Said führt vor, dass Mädchen bis heute gesagt wird, was sie nicht oder eben schon tun sollen, wie sie sich nicht oder sehr wohl verhalten sollen und vor allem wie sie sich kleiden mögen, möglichst sexy, aber bitte nicht zu sehr.

Der ewige Diskurs über zuviel oder zuwenig Gewicht, Botox, Auffallen oder Gefallen lenkt davon ab, dass Frauen nach wie vor für gleiche Arbeit weniger bezahlt bekommen und dass sich physische Gewalt in der Familie vor allem gegen Frauen richtet. Zwar werden Männer immer häufiger zu Opfern von innerfamiliärer Gewalt, sodass es in England, Deutschland und der Schweiz bereits Einrichtungen zum Schutz von Männern gibt, doch zeigt alleine die österreichische Statistik, dass Frauenmorde zunehmen. Dem sogenannten Femizid fielen im Jahr 2019 34 Frauen zum Opfer, schon jetzt deutet sich an, dass diese Zahl heuer überschritten werden könnte.

Frauen sind übrigens nicht selbst schuld, wenn sie misshandelt, vergewaltigt, beschimpft und klein gemacht werden. Frauen sind auch nicht hysterisch, nur weil sie sich wehren. All das sind lediglich Klischees, die so lange weitergetragen wurden, bis sie tief in der Gesellschaft verankert waren und heute als Tatsache gelten. Sie bleiben aber Klischees.

Endlich mehr Bürgermeisterinnen als Josefs in dieser Position

Selbstverständlich hat sich seit den Anfängen der Frauenbewegung viel zum Positiven verändert. Frauen hinken in Führungspositionen zwar noch immer hinterher und das insbesondere in der Politik, doch immerhin trifft ein langjähriger Schmäh nicht mehr zu. Noch vor wenigen Jahren gab es mehr Bürgermeister mit dem Vornamen Josef, als es Bürgermeisterinnen in Österreich gab. Im Dezember 2019 gab es immerhin 177 Bürgermeisterinnen und 134 Bürgermeister, die Josef hießen. Dass es allerdings über 2.000 Gemeinden gibt, ist statistisch wiederum ein Wermutstropfen.

Um jemals auf eine Balance zu kommen, braucht es neben Quotenregelungen in verschiedensten Bereichen auch Frauen, die bereit sind, in Männerpositionen zu gehen und dabei ihren eigenen Stil zu entwickeln. Das ist nicht einfach, da ihnen oft fälschlich vorgelebt wird, sie müssten die besseren Männer sein. Was sich Frauen hingegen von den Männern abschauen könnten, sind Selbstbewusstsein und das Wissen, was sie können; und schließlich die gegenseitige Förderung.

Es ist übrigens kein Zufall, dass die Anfänge der Frauenbewegung einher gingen mit der Friedensbewegung. Es waren die gleichen Frauen, die sich für beides einsetzten, und sie hatten keinerlei Berührungsängste mit Andersdenkenden.

Erstmals erschienen in : Dolomitenstadt